Davoika
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Zitat von der Tafel:
Am 7. Dezember 1835 fuhr mit dem berühmten „Adler" die erste mit Dampfkraft betriebene deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth. In Deutschland begann das Zeitalter der Eisenbahn, das mit dem Bau des Altenbekener Viaduktes (1851 - 1853) auch die kleine Eggegemeinde nachhaltig prägte.
Jahrzehntelang lagen die Dampfwolken der bergwärts schnaufenden Lokomotiven, ihr Pfeifen und Poltern in und über dem Beketal. Im Mai 1977 endete die Ära der Dampfloks in Deutschland. Mit etwas Glück kann man auch heute noch historische Dampflokomotiven erleben, wenn sie über Altenbekens Wahr- und Wappenzei-chen, den großen Eisenbahn-Viadukt fahren. Das passiert freilich nur noch selten, sind doch nur noch wenige Exemplare fahrbereit. Eine Chance gibt's beim alle zwei Jahre stattfindenden Viaduktfest (www.vivat-viadukt.de).
Die meisten ausgemusterten Dampfloks wurden verschrottet. Zum Glück gab es in den 1970er Jahren Altenbekener Eisenbahnfreunde, die der zu Ende gehenden Dampflokzeit in Altenbeken im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal setzen wollten. Im Bahnbetriebswerk Ottbergen fand sich eine Lokomotive der Baureihe 044, jene Güterzug-Lokomotive, die viele Male die Bergstrecken über Altenbeken und die Egge bewältigte. Die 2.000 PS starke Dampflok 044-389-5 wurde bei der Firma Henschel & Sohn GmbH in Kassel gebaut und am 6. März 1941 in Dienst gestellt. Ihren letzten Einsatz hatte sie am 6. Dezember 1976 mit der Bespannung des Nikolauszuges im Bahnhof Altenbeken. Da hatte die 128,5 Tonnen schwere Dame über 1,5 Millionen Fahrkilometer auf dem Tacho.
Die 4,55 Meter hohe und 22,62 Meter lange Güterzug-Lokomotive wurde im Bahn-Betriebswerk Altenbeken von heimischen Lokführern und Betriebsschlossern - die Leitung hatte der Technische Betriebsinspektor Ferdinand Heinekamp - ausstellungsbereit renoviert. Kauf, Renovierung, Ersatzteile und Überführung kosteten rund
40.000 DM und wurden ausnahmslos durch Spenden erbracht. Mitinitiator war der Altenbekener Fabrikant Anton Driller. Er stellte als Grundstock allein 10.000 DM bereit. Den Rest brachten die damalige Volksbank (16.500 Mark - symbolische Höhe des Kaufpreises) und die Altenbekener Bevölkerung auf.
In den frühen Morgenstunden des 14. Oktober 1977 verließ die „Königin der Mittelgebirge" den Bahnhof Altenbeken zunächst mit dem Ziel Paderborn-Nord. Hier wurde sie von der Schwertransportgruppe der Bundesbahndirektion Essen auseinander gekuppelt und Lok und Tender getrennt auf je einen Straßenroller verladen.
Gezogen von jeweils 400 PS starken Bundesbahn-Schleppern traten Lok und Tender gegen Mittag ihre Fahrt auf der Straße von Paderborn über Benhausen nach Altenbeken an. Als die Lok nach ihrer 90-minütigen Rückreise als erstes Schienenfahrzeug unter dem Viadukt hindurch geschleppt wurde, säumten zahlreiche Schaulustige die Straßen. Auf dem Platz der ehemaligen Schmiede Hoischen fand sie ihr neues Zuhause, das Gleis stammt aus dem ehemaligen Gleisanschluss der Altenbekener Kalkwerke.
Längst ist die „große alte Dame" - 2021 feierte sie ihren 80. Geburtstag - zu einem Wahrzeichen der Eisenbahnergemeinde geworden. Um sie langfristig zu erhalten wurden 2020/21 Lok und Tender unter Beachtung der Anforderungen des Denkmalschutzes fachkundig von Dorothee Brück und ihrem Team restauriert. Dank einer großzügigen Förderung (308.000 Euro) aus Mitteln des NRW-Förderprogramms „Heimat-Zeugnis" erstrahlt Altenbekens Denkmal-Lokomotive in neuem Glanz.